… so lautet ein Artikel auf den Seiten von Scoyo, die ich seit geraumer Zeit verfolge (zunächst, weil sich ein Freund dort beworben hatte, jetzt, weil die Inhalte interessant sind). Die zehn „Dinge“ sind:
1. Selbstständigkeit
Ralf von Scoyo versteht darunter das selbstständige Recherchieren und Fragen beantworten (in eigenen Worten natürlich). Hier sehe ich erhebliche Mängel bei unseren Schülern. Sie sehen gerne im Internet nach, allerdings können sie die gefundenen Informationen nicht beurteilen. Sind sie brauchbar? Sind sie richtig? (Alles, was im Internet steht ist doch richtig, oder?) Verstehe ich sie überhaupt? Kann ich sie einem Mitschüler erklären? Hier fehlen deutlich Grundlagen, die sich aber leider auch nicht so einfach erarbeiten lassen: in der Klasse steht ein PC, an die anderen Geräte komme ich im Grunde nicht heran. Ab dem nächsten Schuljahr sollen wir aber einen Laptopwagen mit 15 Geräten bekommen.
Ich stimme Ralf aber zu, Selbstständigkeit in diesem Bereich ist im Berufsleben enorm wichtig und die Schule muss hier deutlich zulegen!
2. Kürze und Präzision
Hier kritisiert Ralf „nicht endende Diskussionen, ohne Ziel, Punkt und Fazit.“ Ralf geht es um z.B. Hausaufgaben, die einer Mindestanforderung unterliegen. Er plädiert eher für Maximalwerte, weil das näher am Berufsleben liege. Das könnte ich so unterstreichen, allerdings erlebe ich eher das Gegenteil. Zunächst einmal fragen die Schüler immer, „wieviel muss ich schreiben?“ – entweder haben wir sie so an die Mindestanforderungen gewöhnt oder sie gehen den Weg des geringsten Übels (was ich ihnen oft noch nicht einmal übel nehme). Gibt man keine Richtlinie, finden sich zum Teil Antworten, die knapper gar nicht sein könnten. Aufgabe: „Stimmst du der Einführung von einheitlicher Schulkleidung zu? (10 Punkte)“ Antwort: „Ja.“
Heute hatte ich in der achten Jahrgangsstufe die Zusammenfassung wiederholt und in den erweiterten Teil (Frage zum Text) eingeführt. Folgender Dialog entstand: „Wie viel muss ich da schreiben?“ „So etwa zehn Zeilen!“ „Soo viel? Das bringt mich glatt um!“
Ich befürchte, solange den Schülern nicht klar ist, wie eine vollständige und überzeugende Antwort aussieht, solange werde ich wohl mit Mindestanforderungen leben müssen. Schön ist das allerdings nicht.
3. E-Mail
Meine Schüler setzen E-Mail nur in wenigen Fällen ein, eigentlich bekomme ich nur aus meiner Abschlussklasse Mails, die immer sehr knapp und präzise sind: „Hallo Herr Holze, anbei meine Hausaufgabe.“
4. Teamwork
Teamwork gehört wohl zu den Kompetenzen, die im Beruf enorm wichtig sind und die in der Schule relativ einfach vermittelt werden können. Man muss sich allerdings zunächst einmal auf eine etwas unstrukturierte Phase einlassen, wenn man zum ersten Mal mit den Schülern eine Gruppenarbeit macht. Ich glaube, das schreckt viele Kollegen ab. Die Schüler verstehen aber recht schnell und sind beispielsweise auch nicht bereit, Schüler die nichts oder nur wenig beitragen eine längere Zeit „durchzuschleppen“.
5. Powerpoint
Powerpoint ist der Standart in der Geschäftswelt, da hat Ralf Recht. Auch in seiner Forderung nach interessanten und unterhaltenden Präsentationen. Persönlich habe ich viel aus dem Buch „ZEN oder die Kunst des Präsentierens“ von Garr Reynolds gelernt. Ich finde er bietet gute Ansätze, die wir auch in der Schule ausprobieren sollten. Ich starte morgen damit. Meine Projektgruppe darf sich (nach Plakaten) nun an Powerpoint versuchen. Die Idee heißt „Pecha-kucha“. Die Schüler verwenden 20 Powerpointfolien, die jeweils für 20 Sekunden sichtbar sind. Insgesamt haben sie also 6:40 Minuten, um ihr frei gewähltes Thema zu präsentieren.
6. Social Network Skills
Würde ich als Medienkompetenz verstehen und hat sicher seinen Platz in der Liste verdient. Was darf ich im Netz schreiben, was nicht.
7. Soziales Engagement
Kann ich nur unterstreichen. Ist bei den Schülern aber öfter vorhanden, als wir das ahnen. Vielleicht interessiert es uns ja nur nicht?
8. Dinge geregelt kriegen
Ich nenne das mal Selbstorganisation und hier haben wir echte Defizite. Ich warte noch auf das Schuljahr, in dem ich den Satz „Ich habe mein Referat nicht fertig“ einmal nicht höre. Heute erst wieder erlebt und das bei einer Vorbereitungszeit von fünf Monaten!
9. Das Lernen lernen
Enorm wichtig, kommt auch immer mehr in der Schule an, allerdings recht unkoordiniert. Ich halte eine Wochenstunde für angebracht.
10. Respekt und Achtung
Kann ich im Hinblick auf die Werteoffensive des Bayerischen Kultusministeriums nur unterschreiben. Dazu sollte man im Kollegium aber einen Konsens erzielen…
Ich würde der Liste noch einen elften Punkt hinzufügen:
11. Eigeninitiative entwickeln
Wir als Lehrer sind gefordert, unsere Lernsituationen so zu konzipieren, dass Eigeninitiative auch einen Platz hat, damit die Schüler diese Kompetenz erwerben können. Ich hoffe hier ein wenig von unserem „Segel-Team“ (wir sind Projektschule) zu profitieren, das sich vor dem Hintergrund des „Selbstregulierenden Lernens“ Gedanken macht.
Schreibe einen Kommentar