In den letzten drei Tagen war ich in Ottobrunn auf der „Digilern“. Ich kann hier nicht alles aufzählen (weil ich auch nicht alles gesehen habe), die Beiträge von Herrn Rau und Kubiwahn vervollständigen aber das Bild.
Donnerstag. Erlebt habe ich ein Educamp und besucht habe ich drei Workshops. Peer to Peer mit Medien die Referentin war Kerstin Heinemann vom JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis. Leider ist das Projekt auf der Seite noch nicht zu finden, ich hoffe aber davon zu hören. Dann war ich im „Brauchwiki„. Der Inhalt „Bräuche“ ist jetzt für meine Arbeit an der Schule wenig relevant, ich habe aber gesehen, wie man ein Wiki gewinnbringend einsetzen kann. Ein Punkt, der mir in den drei Tagen immer wieder aufgefallen ist. Ich habe das Potenzial von Wikis im Unterricht unterschätzt. In der letzten Veranstaltung ging es dann eher um einen lockeren Gedankenaustausch mit Herrn Sinner (MdL, CSU). Einige seiner Aussagen sind für mich schon erstaunlich gewesen: Im Kultusministerium gibt es eine digitale Lücke und der Schultrojaner war für ihn ein Schock und geht gar nicht (ich meine mich zu erinnern, dass er sagte „machen Sie sich keine Sorgen, das wird nicht kommen“). Ich glaube, er hat auch ein paar Statements von uns Lehrern mitgenommen. Ob er allerdings die Notwendigkeit einer offenen Schulplattform, an der auch Lehrer beteiligt werden und nicht nur Schulbuchverlage, wirklich „verinnerlicht“ hat, bleibt abzuwarten.
Freitag. Zu Beginn eine interessante Keynote von Gabi Reinmann zum Thema „Mediengestützte Wissensprozesse bei Lehrenden“ (den Vortrag kann man hier einsehen). Anschließend Achim Lebert, der gastgebende Schulleiter. Sein Fazit kann ich nur unterstreichen. Man braucht für IT in der Schule viel Geduld. Anschließend habe ich zwei wirklich gute Workshops besucht. Michael Hielscher (PH Bern) hat „Learning Apps“ vorgestellt. Das ist ein System von interaktiven und multimedialen Lernbausteinen, die man im Unterricht einsetzen kann. Ich kannte die Seite zwar schon, mir war nur nie klar, wozu man das einsetzen kann. Im Grunde sind das kleine Multimediahäppchen, die sich zur Übung oder auch zur Sicherung in den Unterricht einbauen lassen. Weil die Herstellung doch recht einfach ist, können das sicher auch Schüler selbst erledigen und ihren Mitschülern „Apps“ als Aufgabe anbieten. Clever finde ich die Frage des Urheberrechts gelöst. Weil nichts auf dem Server der PH liegt und alles von anderen Anbietern gestreamt wird (z.B. youtube oder google earth), gibt es keine Probleme. Das werde ich sicher einmal ausprobieren. Der zweite Workshop beschäftigte sich dann mit Wikis.
Samstag. Auf Christian Spannagel war ich schon sehr gespannt. Seinen Blog lese ich schon lange mit. Er sprach über „Web 2.0 in der Schule. Warum soll ich denn das auch noch machen“. Wirklich hängen geblieben ist mir v.a. die Aussagen, dass die digitale Revolution überall stattfindet, nur nicht in der Schule und die Frage, ob die Schule mit den Mitteln von gestern die Schüler wirklich auf die Aufgaben von morgen vorbereiten kann. Im Anschluss an seinen Vortrag kam es zu einer kurzen Diskussion, die die Realität an den Schulen deutlich machte (und eher ernüchternd war). Fortbildungen im Bereich Medien laufen oft ins Leere, es ist die innere Haltung der Lehrer, die angesprochen werden muss und man braucht viel Zeit und Geduld. Ob wir morgen schon mit den Mitteln von heute unterrichten? Christian Spannagel habe ich im letzten Workshop noch einmal getroffen. Er stellte „Die Youtube-Hausaufgabe“ vor, eine Idee aus den USA. Dort verlagern zwei Kollegen die Informationsphase über selbstgedrehte Videos nach Hause, damit sie im Unterricht mehr Zeit für Übungen und Schülergespräche haben. Unsere Gruppe hat (angeleitet) kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse kann man hier einsehen. Ich glaube, das ist ein bedenkenswerter Ansatz, spontan fallen mir aber keine Ideen ein, wie ich das in meinem Unterricht umsetzen könnte. Außerdem ist der Aufwand sehr hoch. Aber ich behalte das mal im Hinterkopf. Einen sehr überzeugenden Workshop leitete dann noch Kurt Söser zum Thema „facebook als Kommunikationszentrale in der Schule„. Er hat mit einer wirklich ansteckenden Begeisterung vorgertragen und ich glaube, seine Arbeit wird die erste sein, die ich in meinem Unterricht ausprobieren werde.
Insgesamt haben sich die drei Tage Ottobrunn wirklich „gelohnt“. Ich habe interessante Menschen kennen gelernt und wieder getroffen. Vieles hat mich neu motiviert, einiges aber auch ein wenig ernüchtert. Viele Teilnehmer hat das wenig praktikable WLAN gestört. Das soll keine Kritik am Systembetreuer in Ottobrunn sein, er hat sicher sein möglichstes getan und für die technische Ausstattung ist er nicht verantwortlich. Und wenn der Schulfilter nicht will, dann will er nicht (mein Lieblingsthema! Schaltet den Mist aus und zeigt euren Schülern lieber, wie sie verantwortungsvoll mit dem Netz umgehen). Ich hätte gerne noch mehr gesehen, Noahs Welt zum Beispiel, aber dafür hat die Zeit nicht gereicht. Für meinen Unterricht habe ich viele Anregungen bekommen, ob sich in meiner Schule etwas ändern wird, glaube ich nicht. Ich werde wohl weiterhin der „digitale Heini“ sein, den man gewähren lässt, weil er nicht viel Schaden anrichtet.
Die Dokumentation zur Digilern wird in nächster Zeit auf der Seite des ZUM aufgebaut und eingepflegt und kann hier abgerufen werden.
Nachtrag: Via Twitter habe ich eben eine deutsche Seite zum Thema „Youtube-Hausaufgabe“ gefunden, die ich nicht vorenthalten will: Inverted Classroom in Deutschland. Dort habe ich auch einen Youtube-Kanal gefunden, der sich mit Geschichte befasst: Flipped History.
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