An meiner Schule gibt es seit einiger Zeit einen Schulfilter für das Internet. Die Software heißt „Time for kids“ und sperrt von sich aus Newsgroups, Seiten mit pornographischem oder rassistischem Inhalt, Chats oder auch einfach nur eBay. Meine eigene Seite wird übrigens auch als gefährlich eingestuft und gesperrt. Das dürfte daran liegen, dass das Programm WordPress erkennt und da alle Blogs ebenfalls gesperrt sind, trifft das natürlich auch auf meine Seite zu. Erstaunlich ist nur, dass unsere Schulhomepage davon nicht betroffen ist, auch sie läuft unter WordPress.
Der Einsatz des Schulfilters hat unter den Kollegen für ein wenig Unmut gesorgt, weil auch im Lehrerzimmer Recherchen nicht mehr möglich waren. Deshalb sind die drei Lehrerrechner nun vom Schulfilter ausgeschlossen.
Anlass für diesen Artikel ist der gestrige Unterrichtstag. Mit meiner Projektgruppe wollte ich Kriterien entwickeln, wie man am besten Lebensmittel testet. Die zunächst angewählte Seite der Zeitschrift Ökotest wurde abgewiesen, selbst das Bundesgesundheitsministerium stand nicht zur Verfügung. Ich hatte zwar den Raum vom Schulfilter ausgeschlossen, allerdings hat das nicht funktioniert, weil die Rechner vor der Umstellung nicht angeschaltet waren (das habe ich aber erst am Ende der Stunde kapiert).
Warum setzen Schulen solche Filter ein? Im verschiedenen Gesprächen habe ich erfahren, dass es hauptsächlich darum geht, Schülern den Zugang zu „böse Seiten“ zu verwehren. So kann niemand (vor allem keine Eltern) behaupten, an unserer Schule könnten die Schüler irgendwelche verbotene Dinge tun. Die Schule wäre somit auch nicht haftbar. Darüber hinaus könnten sich die Schüler während des Unterrichts nicht mit irgendwelchen Dingen beschäftigen, die nicht zum Unterrichtsgeschehen gehören.
In der Praxis finde ich diesen Filter höchst hinderlich. Wenn die Schüler selbst am Rechner sitzen, muss vorher geregelt werden, wer wohin surfen darf. Das kann ich aber nur im Lehrerzimmer tun, die Rechner stehen im 2. Stock. Änderungen während einer Stunde sind somit utopisch, im Grunde klappen die Änderungen auch nur, wenn ich in der Stunde vorher frei habe, sonst komme ich nämlich erheblich zu spät in meinen eigenen Unterricht.
Wenn ich einen einzelnen PC einsetzen möchte (z.B. um Videos zum Thema Werbung einzusetzen) ergibt sich ebenfalls das Problem der Freischaltung. Alleine der Aufbau des PCs und des Beamers nimmt schon genug Zeit in Anspruch.
Dass Schüler keine „bösen Seiten“ besuchen können, ist ein Irrglaube. Diejenigen, die das wirklich wollen, hebeln den Filter in fünf Minuten aus (selbst gesehen und gestaunt, wie einfach das geht!), die anderen schauen sich dann eben zu Hause um. Interessant wäre zu wissen, ob sich dann Eltern auch um das Surfverhalten ihrer Kinder kümmern, einen eigenen Filter besitzen oder ob es ihnen nur in der Schule etwas „ausmacht“. Bleibt das Argument mit der Ablenkung. Ehrlich: dann spiele ich halt Käsekästchen. Abgesehen davon sind unsere DV-Räume mit einem Mastereye (so einer Art „Big Brother“) ausgerüstet, so dass ich immer sehen kann, was die Schüler gerade machen.
Die Gründe für den Einsatz erschließen sich mir nicht und wenn ich an die Einschränkungen denke, dann gibt es eigentlich nur eine Lösung: schaffen wir das Teil schnell ab und zeigen den Schülern lieber, wie sie ihre Daten schützen, was sie besser nicht machen sollten und wozu das Internet eigentlich ganz nützlich wäre. Medienkompetenz statt Medienkontrolle!
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