Die vdi-Nachrichten gehören normalerweise nicht zu meiner Standartlektüre. Heute bin ich aber über einen Artikel über Internetnutzung an Schulen gestolpert. Dort steht, dass lediglich 20-30% der Kollegen das Internet im Unterricht einsetzen und dass 83% der beruflichen Schulen (wie zum Beispiel die meinige) einen Internetzugang haben.
Als Grund werden fehlende didaktische Konzepte genannt, denn der Einsatz von Computern verlange eine grundlegende Veränderung der Lernkultur: Lehrer müssten zunehmend beratende und moderierende Funktionen einnehmen und einen stärker schülerzentrierten Unterricht ermöglichen.
So weit der interessante – und nicht ganz richtige Teil des Artikels. Ich beschreibe das mal aus meiner Schulsicht. Wir haben in der Schule zwei Datenverarbeitungsräume mit Beamer und Internetzugang, das sind ca. 45 Rechner. In der Übungsfirma stehen etwa 20 weitere Rechner. Dazu kommen drei PCs für alle Kollegen, die von den Schülern aber nicht genutzt werden können. Schätze, wir sind bei den 83% dabei. In meinem Unterricht kann ich von den 65 Rechner genau keinen verwenden. Übungsfirma und Datenverarbeitungsräume sind von Montag 8.00 Uhr bis Freitag 13.00 komplett belegt, dort findet logischerweise Unterricht statt. Auf jedem Stockwerk gibt es dann eine „fahrbare Einheit“, einen PC mit Beamer und Internetanschluss, den man sich ins Klassenzimmer holen kann. Damit ist das Internet aber letztlich als Medium für schülerzentrierten Unterricht nicht zu gebrauchen, denn eigentlich sollte ja jeder Schüler einen eigenen Zugang haben. Schätze, wir sind bei den 83% doch nicht dabei.
Als Grund also fehlende didaktische Konzepte anzugeben, finde ich schon gewagt. Auch der Rest des Artikels schlägt letztlich in die selbe Kerbe: Internet werde hauptsächlich von jüngeren Kollegen eingesetzt (stimmt einfach nicht!) und die Web 2.0-Lehrer seien „Pioniere“.
Das Internet ist kein Allheilmittel und nur ein Teil des Schullebens. Statt die Lernkultur ans Internet anzupassen ist es meiner Meinung nach viel wichtiger die Schüler zu einer kritischen Mediennutzung zu erziehen, damit unsere „digital natives“ keine „digital naives“ (so nennt das Beat Döbeli Honegger) bleiben.
PS Fällt mir gerade noch ein: sollte ich wirklich mal das Glück haben, einen freien Raum zu bekommen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass unser Schulfilter den Zugriff auf das Netz stark limitiert recht groß. Surfen ja, aber wohin, das sagen wir! Sehr schülerzentriert!
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