Alles ganz anders…

Heute sind mir ein paar besonders schöne Briefkästen vor den Fotoapparat gelaufen, im einzigen Moment des Tages, an dem das Wetter richtig gut war. Aber das ist eine andere Geschichte.
Im Moment sind wir ja in Coromandel, einer Stadt, von der alle gesagt haben, wie toll sie ist. Wir hatten uns also auf eine Mischung aus Paihia und Taupo eingestellt und dann das…
Coromandel ist etwa so groß wie Leutershausen, es gibt eine zentrale Einkaufsstraße und drei Bäckereien, die wir nach dem ersten Tag schon alle getestet haben. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt, aber so ist das halt mit Erwartungen. Als das Wetter heute morgen auch nicht so toll aussah, waren wir unschlüssig. Wird das hier unser erster Reinfall?
Wurde es nicht! Im Gegenteil, soviel skurrile und liebenswerte Eindrücke hatten wir selten. Angefangen hat alles mit der Idee, Eisenbahn zu fahren. Also haben wir uns zu DCR aufgemacht, einer Schmalspurbahn im Privatbesitz. Das Ganze startet an einer Töpferei und ist das Ergebnis, wenn man das, was man macht, auch gerne macht.
Die Bahn schlängelt sich in Serpentinen den Berg hoch, es geht mal vorwärts und mal rückwärts. Oben auf dem Berg erklärt dann ein völlig entspannter Lokführer, wie es zu der Bahn gekommen ist. Der Eigentümer ist der erste Töpfer, den es in Neuseeland gegeben hat. Er hat seinen Laden wie eine Kommune geführt und sich die Bahn angelegt, um Lehm vom Berg zu transportieren. Irgendwann ist seine Bank gekommen und hat ihn darauf hingewiesen, dass er seinen Kredit nicht bezahlt. Er sollte doch einfach ein paar Touristen mit der Bahn rumfahren und damit seine Schulden zahlen. Im ersten Jahr hatte er 1500 Besucher, im dritten konnte er den millionsten Besucher kutschieren. Er hat dann das Land um den Berg herum gekauft (schlappe 640 Hektar), aufgeforstet und einem Naturschutzprojekt geschenkt. Jetzt darf dort nichts mehr gebaut werden und auch der Staat hat keinen Zugriff mehr.
Das wirkt alles ein wenig wie aus einem Harry Potter Film, die Gebäude sind putzig und man glaubt, dass einem gleich Hagrid begegnet.

IMG_0120.JPGDie Fahrt verläuft durch einen Wald, der völlig überwuchert von Bäumen und Pflanzen ist und der (das ist für mich der eigentliche Knüller) erst seit 1930 ein Wald ist, vorher waren hier Landwirte unterwegs.

IMG_0119.JPG
Nach der Mittagspause in der Bäckerei (heute ohne schwarze Materie) sind wir dann zu Waterworks gefahren. Über die Straßen hier hatte ich ja schon berichtet, heute gab es dann die Krönung. Die Route 308 ist eine reine Schotterpiste (natürlich ohne Geschwindigkeitsbegrenzung), breit genug für eineinhalb Fahrzeuge. Dort lebend angekommen preist sich der Ort als „New Zealands best Theme Park“. Irgendein großes Kind hat sich hier einen überdimensional großen Erlebnisspielplatz geschaffen, mit Spielgeräten, die der TÜV in Deutschland sofort auf den Index setzen würde. Zwischenzeitlich kann man immer wieder mal an irgendwelchen Pumpen pumpen, allerdings sollte das mit Vorsicht gesehen, man weiß vorher nicht, wo hinterher das Wasser rauskommt. Bei einer Station musste ich sofort an eine befreundete Familie aus der Rhön denken (deren Namen aus Datenschutzgründen hier verschwiegen wird): man konnte mit einer handbetriebenen Milchpumpe auf Hühner schießen. Alles sehr bizarr und skurril.

IMG_0116.JPG
Unserer Vermieter im Motel sind übrigens ausgesprochen nett, Sabine wird schon mit Sweetheart angesprochen und dass die schöne Augen hat, bemerkte zum Glück die Chefin und nicht der Chef.
Nachtrag: zum Abendessen gab es heute richtiges Brot, also Brot, in das man hineinbeißen und das man kauen muss. Produziert in Deutschland. Mann bin ich froh, dass es so was wie Globalisierung gibt!


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

2 Antworten zu „Alles ganz anders…“

  1. Avatar von Michael Holze
    Michael Holze

    Hallo ihr zwei, schön, dass es euch so gut geht. Ich hab jetzt auch die Zusage für das Altenheim in Bischofsheim. Es geht also vorwärts.
    Wenn ich eure Mails so lese, glaube ich ihr braucht dann noch ein zweites Sabbatjahr. Am Anfang gab es ja meist nur kurzen Text, aber jetzt gibt es immer mehr zu lesen. Wenn ihr nach hause kommt könnt ihr euch dann hinsetzen und ein Buch über eure Reise anfangen. Titel: „Dorthin und wieder zurück, Ferienreise zweier Hobbits.“
    Weiterhin viel Spaß wünscht eure Sabine

    1. Avatar von kceyow
      kceyow

      Schön, dass es mit Bischofsheim klappt. Hier ist es wirklich klasse, schade, dass wir das nicht schon früher auf unserem Reiseplan hatten. Heute geht es mit dem Boot raus. Bericht dann abends.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert