Noch ein Transfertag

Heute sind wir endlich da angekommen, wo wir hinwollten, in Coromandel. Jeder, mit dem wir gesprochen haben, hat gesagt, „ja, da müsst ihr unbedingt hin, das werdet ihr lieben.“ Entsprechend groß sind unsere Erwartungen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nach zwei Tagen im Auto wird es Zeit, mal etwas über Autofahren in Neuseeland zu schreiben. Ok, alle fahren auf der anderen Seite (der Hotelmanager in Sydney meinte, wir würden das schnell lernen, er hätte mal eine Zeit lang bei Avis gearbeitet und die einzigen, die das nicht schnallen, seien Amerikaner). Das geht mittlerweile.
Hier wird nicht schneller als 100 gefahren, das macht die Sache relativ entspannt und so wirkliche Raser und Drängler haben wir noch nicht getroffen. Weil 100 auch für LKWs gilt, sind die gar nicht so leicht zu überholen. Im Prinzip gibt es außer in Auckland auch keine Autobahn, zum Űberholen gibt es immer wieder mal passing lanes, das langsamere Fahrzeug bekommt eine extra Spur und man kann dann zügig vorbeifahren.
Begrenzungen gibt es innerorts (50) und bei Baustellen, und davon gibt es reichlich. Die Kiwis flicken ihre Straßen mit Schotter, so wie wir auch, nur eben mit Schotter. Nicht mit dem feinen Splitt, mit Schotter. Der kann auch mal größer sein. Also groß. Man fährt freiwillig langsamer als auf dem Schild gefordert wird. Heute durfte ich sehen, dass der Schotter mit Zement gebunden wird und dann rauscht ein Tankwagen mit Wasser über die Straße, befeuchtet alles und überlässt das Plattwalzen dem fließenden Verkehr. Dankenswerterweise stellen die Bauarbeiter vorher ein Schild auf, auf dem steht, dass der Straßenbelag klebt und man sein Auto heute noch unbedingt waschen sollte.
Besondere Beachtung verdienen Schilder über kommende Kurven. Sie sind gelb und als Empfehlung zu verstehen. Also es empfiehlt sich, sich daran zu orientierten.
Steht da zum Beispiel 80 vor einer Kurve, dann ist klar, dass man locker bei 100 bleiben kann. Drunter wird’s knifflig und man sollte dann schon mal den Fuß vom Gas nehmen. Alles unter 55 sollte man abbremsen.

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Ansonsten stellen sie hier gerne Schilder auf. Vorsicht Ziegen, Achtung vor Kuhherden (besonders witzig: auf dem Schild steht dann auch eine Telefonnummer, die man anrufen soll, wenn man auf eine solche Herde trifft, der entsprechende Bauer wird informiert und kam seine Tiere wieder einsammeln). Besonders hübsch fanden wir ein Schild, das der dort wohnende Bauer mitten auf die Straße gestellt hatte: Bitte Leute, macht langsam, ab und an rennt eins meiner Tiere über die Straße. 200 Meter hinter seinem Hof stand dann, wieder mitten auf der Straße, ein Schild „Danke!“
Mittlerweile hat sich der Navigator zum Steuermann hochgearbeitet, so dass der Kapitän auch die Aussicht genießen kann, und zu sehen gibt es viel. Briefkasten zum Beispiel. Die Häuser liegen oft weit von der Straße entfernt und damit der Postbote keinen langen Arbeitstag hat, stellen die Anwohner die Briefkasten an die Straße. Es gibt offenbar den gelben und roten Standartkasten von der Post, den haben viele, auch wenn er aus Plastik und ziemlich hässlich ist. Individueller sind alte Fässer, ausrangierte Hasenställe oder (mein Favorit) alte Mikrowellen.

IMG_0115.JPGDie Landschaft ist überwältigend. Wenn ich mir vorstelle, dass der Mann im Reisebüro meinte, wir sollten die Zeit auf der Nordinsel kürzen, der Süden wäre doch viel schöner, dann weiss ich nicht so recht, was da noch kommen soll. So ist das halt mit Erwartungen, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Achja, hätte ich fast vergessen: ab und an scheint dem neuseeländischen Staat das Geld ausgegangen zu sein, dann hat es beim Brückenbau nur noch für eine Spur gereicht. Auf der Fahrbahn steht dann „One Lane Bridge“ und dann schaut man halt, ob schon jemand drauf ist. Die sind hier wirklich tiefenentspannt.


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Kommentare

2 Antworten zu „Noch ein Transfertag“

  1. Avatar von Ute Derbort
    Ute Derbort

    Hallo Sabine, hallo Stephan,
    tolle Fotos und Erlebnisse. Da bekommt man wirklich Lust zu verreisen. Neuseeland steht schon mal auf meiner „Ruhestandsurlaubsliste“.
    euch weiterhin so schöne Eindrücke und für Dich, Stephan, so kalorienarmes Essen wie „schwarze Materie“.
    Ute

    1. Avatar von kceyow
      kceyow

      Vielen Dank, bei Gelegenheit zeige ich mal, was schwarze Materie eigentlich ist.

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