Peter Gabriel? Lebt der eigentlich noch? Er lebt! Und wie! Der ehemalige Frontman der Gruppe Genesis (als man sie noch anhören konnte und keine Limonade für die Ohren produzierte) hat sich zurückgemeldet. Zehn Jahre hat er dafür gebraucht…
…Nach „Us“ nun „Up“. Am Titel ändert sich nur ein Buchstabe, die Musik ändert sich total – oder eben überhaupt nicht. Es ist ein typisches Gabriel Album. Ich kenne niemanden (außer vielleicht Angelo Branduardi), der einen so eigenen Stil hat, dass man ihn sofort erkennt.
Aber der Reihe nach. Erstes Problem: Welche Seite ist eigentlich oben? Die CD ist nicht bedruckt. OK Falschrum, neuer Versuch. Warum kommt da nichts? Ein wenig lauter machen. Immer noch nichts! Noch lauter! (Das ist ein Fehler!) Wenn man sich erst einmal vom Schreck erholt hat hört man „Darkness“ und man fühlt sich sofort zu Hause. Das hat sich gelohnt. Abwechslungsreich, balladenhaft und dann wieder aggressiv und laut. Die Melodie geht ins Ohr – ein perfekter Opener.
Es folgt „Growing up“. Irgendwie erinnert alles an früher. Das heißt nicht alles. Gabriel ist auf dem neusten Stand der Technik und setzt so ziemlich alles ein, was man in eine Steckdose stecken kann. „Sky blue“ ist dann erheblich langsamer – und musikalisch auch schwächer. Bei „Now way out“ zeigt sich dann auch schon ein Problem. Die Reihenfolge der Titel ist nicht glücklich gewählt. Während die ersten beiden Titel noch mitreißen folgt dann offenbar Gabriels depressive Phase. Ein wenig Abwechslung täte gut. Das trifft auch auf „I grieve“ zu. Fetziger wird es dann bei „The Barry Williams Show“, der ersten Single des Albums. Das Video läuft in Europa nur nach Mitternacht – zu brutal für MTV&Co.
Anschließend „My head sounds like that“ – wer schwere Gedanken hat wird das Lied mögen, wer nicht, der bekommt sicher welche. Das schlechteste Stück auf der CD.
Bei “More than this” ist alles wieder beim Alten. Es erinnert doch stark an das letzte Album. „Signal to noise“ ist einfach Klasse. Es ist wie ein Buch: klare Struktur, auf einen Höhenpunkt zulaufend und mit Orchester im Hintergrund sehr eindringlich. Der Beginn von „The drop“ erinnert zunächst an „Here comes the flood“ aus seiner ersten Soloplatte. Es ist von der Melodie her nicht ganz so eindringlich, hat aber dennoch den gewissen „Gabriel-Charme“.
Insgesamt eine CD die man sicher mehr als einmal hören muss. Und hören, das meine ich ernst. Keine Platte, die einfach mal so im Hintergrund läuft. Er hat zehn Jahre gebraucht, da wird man sich auch mal eine Stunde Zeit nehmen müssen. Allerdings scheinen die Zeiten der Hitparadenhits an Gabriel vorbei zu gehen. Kein „Solisbury Hill“, „Sledgehammer“ oder „Kiss that frog“. Im Grunde bin ich froh darüber, denn schlechte Musik a la DJ Ötzi oder Las Ketchup gibt es wirklich genug!
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